Methadon hydrochlorid

DL-Methadon

 

Alle Informationen über DL-Methadon in der Krebsbehandlung finden auf der Seite des Vereins: https://methadon-krebsbehandlung.org/

Im Mai 2024 ist eine aktualisierte Version der S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen und Patienten“ erschienen.

Neben Methadon wurden Zeolithe, Cannabinoide und Artemisia Annua neu in die Leitlinie aufgenommen und viele Substanzen in der biologischen Therapie nach einer Aktualisierungsrecherche überarbeitet.

D,L-Methadon (Methadon hydrochlorid), ein synthetisches Opioid, das hauptsächlich in der Schmerztherapie und Drogenersatztherapie verwendet wird, hat in den letzten Jahren auch Interesse als potenzielles Mittel gegen Krebs geweckt. Studien und Fallberichte deuten darauf hin, dass Methadon in Kombination mit anderen Krebstherapien krebshemmende Eigenschaften haben könnte.

Methadon, das an Opioidrezeptoren bindet und in der Schmerztherapie bei Tumorpatienten eingesetzt wird, hat in vitro und im Mausmodell in vivo gezeigt, dass Chemotherapeutika in ihrer zytotoxischen Wirkung verstärkt werden können. Über die Aktivierung des Opioidrezeptors und die Herunterregulation von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP) kann D,L-Methadon Apoptose-Signalwege aktivieren und antiapoptotische Moleküle (Bcl-2, XIAP), die zur Therapieresistenz führen können, blockieren. Des Weiteren kann D,L-Methadon zur einer stärkeren Aufnahme des Chemotherapeutikum in der Tumorzelle führen. Hierbei kommt es auf die Expression der Opioidrezeptoren auf der Oberfläche der Tumorzellen an. Bei einer starken Expression kann D,L-Methadon sogar allein den Zelltod in der Tumorzelle auslösen. Bei einer moderaten Expression verstärkt D,L-Methadon konventionelle Therapien in ihrer zytotoxischen Wirkung. Gesundes Gewebe, das wenig oder keine Opioidrezeptoren exprimiert, wird von der zytotoxischen Verstärkung von D,L-Methadon verschont.

Potenzielle Wirkmechanismen von Methadon auf Krebszellen:

  1. Erhöhung der Anfälligkeit von Krebszellen für Chemotherapie: Methadon scheint die Sensibilität von Krebszellen gegenüber Chemotherapeutika zu erhöhen, insbesondere bei Krebszellen, die resistent gegen Standardtherapien sind. Dies wird durch die Modulation der Opioidrezeptoren in den Zellen erklärt, wodurch Chemotherapeutika effektiver wirken können.
  2. Induktion von Apoptose (programmierter Zelltod): Methadon könnte über die Modulation von Bcl-2, XIAP, Akt/PKB, NF-κB und FLIP antiapoptotische Mechanismen in Krebszellen beeinflussen und deren Apoptoseresistenz reduzieren. Dies macht es zu einem potenziell wertvollen Begleitmittel in der Krebstherapie, vorwiegend bei therapierefraktären Tumoren.
  3. Beeinflussung von Rezeptoren: Methadon kann an μ-Opioidrezeptoren auf Krebszellen binden. Über diesen Mechanismus könnte Methadon zur Zellproliferation (Wachstum) und Überlebensfähigkeit von Krebszellen beitragen. Dies ist jedoch ein zweischneidiges Schwert, da einige Studien darauf hinweisen, dass Opioide unter bestimmten Bedingungen auch das Tumorwachstum fördern könnten.
  4. Beeinflussung von Toleranzentwicklung: D,L-Methadon, speziell durch die Wirkung von D-Methadon auf die NMDA-Rezeptoren, hat das Potenzial, die Toleranzentwicklung gegenüber Opioiden zu verlangsamen oder zu verhindern. Dies könnte in der Schmerztherapie von Bedeutung sein, vorwiegend bei Patienten, die langfristig Opioide verwenden.
  5. Potenzielle Wechselwirkungen mit dem mTOR-Signalweg: Methadon könnte in die mTOR-Signalübertragung eingreifen, einen wichtigen Mechanismus, der das Zellwachstum und den Stoffwechsel steuert. Eine Störung dieses Weges könnte zur Hemmung des Tumorwachstums führen.

Klinische Studien und Evidenzlage:

Einige präklinische Studien und Einzelfallberichte zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Verwendung von Methadon in Kombination mit anderen Krebstherapien, insbesondere bei Glioblastomen und anderen schwer behandelbaren Tumoren.
Eine Studie der Universität Ulm zeigte, dass Methadon in Kombination mit Temozolomid, einem Chemotherapeutikum, das Überleben von Glioblastomzellen signifikant verkürzen kann ​(Medical and Research).

Klinische Anwendung und Vorsicht:

Trotz vielversprechender präklinischer Daten ist Methadon noch kein zugelassenes Krebsmedikament. Es wird vereinzelt in experimentellen Therapien eingesetzt, jedoch fehlen umfassende randomisierte klinische Studien, um seine Wirksamkeit und Sicherheit bei der Krebsbehandlung zu bestätigen.

Aktuell läuft seit 2020 eine klinisch randomisierte Studie in der Universitätsklinik Ulm bei Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs.

https://www.uniklinik-ulm.de/innere-medizin-i/gastroenterologie/tumoren-des-magen-darm-traktes-gastrointestinale-onkologie/mefox-studie-methadon-plus-chemotherapie-bei-metastasiertem-darmkrebs.html

 

Quellen:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24626197/

https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0043-110160

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28314286/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37509230/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23633472/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35629347/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12405865/

 

 

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